Es war so weit. Ich würde heiraten. Ich würde wirklich meinen Bruder Viserys heiraten, wie es mir von Geburt an vorherbestimmt war. Ich liebte meinen Bruder. Ich liebte ihn wirklich. Aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mit ihm verheiratet zu sein, mit ihm das Bett zu teilen. Wir kannten einander schon so gut, dass es nichts mehr gab, was wir nicht voneinander wussten. Ich wusste, wenn wir verheiratet wären, würden wir nicht noch näher zusammenrücken können. Dennoch war ich unglaublich aufgeregt, ich zitterte förmlich. Meine Mutter stand hinter mir und flocht meine silbernen Haare zu einer kunstvollen Haare, bei der von beiden Seiten dünne geflochtene Zöpfe zu einem dickeren Zopf in der Mitte führten und damit die offenen Haare in der Mitte etwas einschränkten, sodass sie mir nicht ins Gesicht fallen würden. Dazu trug ich das weiße, mit silbernen Fäden durchwirkte Hochzeitskleid, das meine Mutter extra für diesen Tag für mich hatte Nähen lassen. Ich liebte dieses Kleid, der weiche, fließende Stoff umschmiegte meine Kurven und betonte sie, er floss um mich wie ein gebändigter Wasserfall aus Eis und Sternen. Mutter hatte meine Wimpern geschwärzt und meine Lippen mit einem blassen Rot nachgemalt, sodass meine Erscheinung noch femininer, aber auch noch sehr natürlich war. Du siehst aus wie ein Engel, mein Kind... wie ein von den Göttern gesandter Engel... Sie lächelte mich an und flocht weiter meine Haare. Als ich komplett fertig war, brachte man mich zur Septe von Baelor, wo die Hochzeit stattfinden würde. Ich zitterte, jedoch nicht vor Angst, sondern vor Aufregung. Gut, auch ein bisschen vor Angst. Was, wenn diese Hochzeit die Beziehung zwischen Viserys und mir verschlechtern würde? Wenn all die Verpflichtungen, die damit einhergingen, uns entzweien würden? All diese Gedanken flatterten durch meinen Kopf, als ich vor der Tür der Septe stand und meine Mutter meine Hand hielt. Dort drinnen wartete meine Familie, wartete mein Zukünftiger. Langsam straffte ich meine Schultern und hob den Kopf, immerhin war ich eine Prinzessin und eine Braut. Ich musste mich auch so verhalten.